AL-HUDSCHURĀT
Sure 49
DIE INNEREN GEMÄCHER
offenbart in Medina
Das namensgebende Wort hudschurāt (innere Gemächer) dieser in Medina offenbarten Sure von 18 Versen findet sich in Vers 4. Kernthema der Sure ist das Verhalten der Gläubigen gegenüber dem Propheten und untereinander.
In diesem Zusammenhang werden auch einige wichtige Grundsätze festgelegt: Wie gehen wir mit Berichten um, die uns zugetragen werden, was ist zu tun, wenn Unstimmigkeiten innerhalb der muslimischen Gemeinschaft aufkeimen, wie bewertet man seine Mitmenschen und wie vermeidet man es, sich zu Rassismus hinreißen zu lassen. Ferner werden die Unterschiede beleuchtet, die zwischen einem echtem Glauben und der bloßen Unterwerfung unter eine muslimische Autorität bestehen.
IM NAMEN GOTTES, DES ERBARMERS, DES BARMHERZIGEN!
1. O ihr, die ihr glaubt! Drängt euch nicht in den Vordergrund vor Gott und Seinem Gesandten, und hütet euch vor Ungehorsam gegen Gott in Ehrfurcht vor Ihm und in Frömmigkeit. Wahrlich, Gott ist hörend, wissend.
2. O ihr, die ihr glaubt! Erhebt nicht eure Stimme über die Stimme des Propheten, und sprecht nicht laut zu ihm, wenn ihr ihn anredet, so wie ihr laut zueinander reden würdet, damit nicht eure guten Taten nutzlos werden, ohne dass ihr es bemerkt.
3. Diejenigen, die ihre Stimmen senken in der Gegenwart des Propheten, das sind diejenigen, deren Herzen Gott auf die Probe gestellt hat und die sich als fromm und ehrfürchtig vor Ihm erwiesen haben. Für sie ist Vergebung (die unvorhersehbare Segnungen bringt) und ein gewaltiger Lohn.
4. Diejenigen, die von außerhalb der inneren Gemächer nach dir rufen (die du mit deinen Frauen teilst), die meisten von ihnen denken nicht nach und begreifen nicht (und es mangelt ihnen daher an Wohlverhalten).
5. Wenn sie (anstatt nach dir zu rufen, dass du zu ihnen herauskommen mögest) geduldig gewesen wären, bis du zu ihnen hinaus kommen würdest, dann wäre es ganz gewiss besser für sie gewesen (im Hinblick auf das Wohlverhalten, das sie dir schulden). Doch Gott ist vergebend, barmherzig (insbesondere gegen Seine gläubigen Diener, und so kann Er schlechtes Benehmen, das aus Unwissenheit hervorgegangen ist, vergeben).
6. O ihr, die ihr glaubt! Wenn irgendwelche Frevler euch eine Neuigkeit bringen (die ein Eingreifen erfordert), dann vergewissert euch erst sorgfältig (dass sie auf Wahrheit beruht, bevor ihr ihnen Glauben schenkt und eingreift), damit ihr nicht Menschen aus Unwissenheit Schaden zufügt und dann bedauert, was ihr getan habt.
7. Denkt stets daran, dass der Gesandte unter euch weilt (sodass es eure Pflicht ist, Entscheidungen ihm zu überlassen). Wenn er euch in vielen öffentlichen Angelegenheiten folgen würde, dann würdet ihr wahrlich jetzt in Schwierigkeiten stecken (und Verlust erleiden). Doch Gott hat euch den Glauben liebenswert gemacht (o ihr Gläubigen) und ihn euren Herzen anziehend erscheinen lassen, während Er euch Unglauben, Übertretung und Auflehnung hassenswert gemacht hat. Das sind diejenigen, die rechtgeleitet sind (in Glauben, Denken und Handeln),
8. Als Gnade von Gott und Segen. Gott ist wissend, weise.
9. Wenn zwei Gruppen von Gläubigen sich dazu hinreißen lassen, gegeneinander zu kämpfen, dann stiftet Frieden zwischen ihnen (und zwar auf der Stelle). Doch wenn eine von ihnen feindselig die Rechte der anderen verletzt, denn kämpft alle gegen die feindselige Gruppe, bis sie sich Gottes Entscheidung (in dieser Angelegenheit) fügt. Wenn sie sich fügt, dann stiftet Frieden zwischen ihnen in Gerechtigkeit, und seid gewissenhaft auf Gerechtigkeit bedacht. Wahrlich, Gott liebt die, die gewissenhaft auf Gerechtigkeit bedacht sind.
10. Die Gläubigen sind ja Brüder, damit stiftet Frieden zwischen euren Brüdern und hütet euch vor Ungehorsam gegen Gott in Ehrfurcht vor Ihm und in Frömmigkeit (ganz besonders, wenn es um eure gegenseitigen Pflichten als Brüder geht), damit euch Barmherzigkeit zuteil werde (und euch ein gutes, tugendhaftes Leben in der Welt als Einzelne und als Gemeinschaft gewährt werde sowie ewig währende Glückseligkeit im Jenseits).
11. O ihr, die ihr glaubt! Lasst nicht die einen unter euch über die anderen spotten; es mag durchaus sein, dass die Letzteren besser sind als die Ersteren; und lasst auch nicht einige Frauen über andere Frauen spotten; es mag durchaus sein, dass die Letzteren besser sind als die Ersteren. Und verleumdet euch nicht gegenseitig (und beschwört dadurch dasselbe für euch als Vergeltung herauf), und verletzt einander nicht durch Schimpfnamen (die euren Brüdern und Schwestern zuwider sind). Übel ist es, Namen mit einer schlechten Bedeutung zu benutzen, nachdem (diejenigen, die so angesprochen werden, den) Glauben (angenommen haben. Dies zu tun ist, als würde man das Kennzeichen des Glaubens durch ein Kennzeichen des Frevels ersetzen). Wer immer (das tut und) sich (dann) Gott nicht in Reue zuwendet (und aufhört, so etwas zu tun), das sind fürwahr diejenigen, die Unrecht tun.
12. O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet häufigen Argwohn, denn mancher Argwohn ist eine schwere Sünde (die von Gott bestraft wird): Und belauert euch nicht (gegenseitig), und sprecht nicht schlecht (über einander). Würde etwa irgendjemand von euch das Fleisch seines toten Bruders essen wollen? Ihr würdet es verabscheuen! Hütet euch vor Ungehorsam gegen Gott in Ehrfurcht vor Ihm und in Frömmigkeit. Wahrlich, Gott ist der, der für Reue großzügige Vergebung und zusätzliche Belohnung gewährt, der Barmherzige (insbesondere gegen Seine gläubigen Diener).
13. O ihr Menschen! Wir haben euch fürwahr aus einem einzigen (Paar von) Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen möget (und auf diese Weise Beziehungen untereinander knüpft und zusammenarbeitet, nicht aber, damit ihr eure Unterschiede in Rasse oder gesellschaftlichem Rang zum Gegenstand des Stolzes macht und feindselige Gefühle hegt). Wahrlich, der Edelste unter euch vor Gottes Angesicht ist derjenige, der am besten ist in Frömmigkeit, Aufrichtigkeit und Ehrfurcht vor Gott. Gott ist fürwahr wissend, kundig (und mit allem wohl vertraut).
14. (Einige der) Wüstenbewohner sagen: „Wir glauben.“ Sage (zu ihnen): „Ihr seid gar nicht gläubig. Vielmehr (solltet) ihr sagen ‘Wir haben uns (dem Gebot des Islams) ergeben’, denn der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen.“ Doch wenn ihr Gott und Seinem Gesandten gehorcht, dann wird Er euch nichts von dem Lohn für eure (guten) Taten vorenthalten. Wahrlich, Gott ist vergebend, barmherzig.
15. Nur diejenigen sind Gläubige, die wirklich an Gott (als die einzige Gottheit, den Herrn und Herrscher) geglaubt haben und an Seinen Gesandten (geglaubt haben sowie an alles, was er von Gott gebracht hat) und seitdem niemals mehr (die Wahrheit dessen, wofür sie Zeugnis abgelegt haben) angezweifelt haben und die sich mit aller Kraft mit ihrem Vermögen und ihrem Leben für Gottes Sache einsetzen – das sind diejenigen, die wahrhaft und ehrlich (in ihrem Bekenntnis zum Glauben) sind.
16. (Wenn jene Wüstenbewohner immer noch darauf bestehen, sich für wahre Gläubige zu halten) sage: „Was! Wollt ihr Gott darüber unterrichten (wie aufrichtig ihr) eurer Religion (anhängt), wo Gott doch um alles weiß, was in den Himmeln und was auf Erden ist?“ Gott hat volles Wissen um alle Dinge.
17. Sie rechnen es dir als Entgegenkommen ihrerseits an, dass sie sich (dem Gebot des Islams) ergeben haben (und wollen dir eine Verpflichtung ihnen gegenüber auferlegen). Sprich: „Rechnet es mir nicht als Entgegenkommen gegen mich an, dass ihr Muslime seid (und versucht auch nicht, mir eine Verpflichtung aufzuerlegen. Die Religion gehört nicht mir, sondern ganz allein Gott). Es ist fürwahr Gott, der euch eine Gnade erwiesen hat, indem Er euch den Weg zum Glauben gezeigt hat – wenn ihr wahrhaft seid (in eurer Behauptung, Muslime zu sein, diejenigen, die sich Gott ergeben haben).“
18. Gott weiß um das Verborgene in den Himmeln und auf Erden (um all das, was sich jenseits des menschlichen Wahrnehmungsvermögens und Wissens darüber befindet). Und Gott sieht sehr wohl alles, was ihr tut.