AL-MUDSCHĀDILA
Sure 58
DIE FLEHENDE
offenbart in Medina
Diese aus 22 Versen bestehende Sure wurde in Medina offenbart, höchstwahrscheinlich nach der Grabenschlacht im Jahr 5 nach derHidschra. Ihr Name leitet sich aus dem ersten Vers ab. Dort wendet sich eine Frau mit der Bitte an den Gesandten, bei einem Zerwürfnis zwischen ihr und ihrem Mann zu schlichten. In Verbindung mit diesem Vorfall wird die vorislamische Praxis abgeschafft, eine Scheidung herbeizuführen, indem der Mann zu seiner Frau die Worte spricht: „Sei mir von nun an wie der Rücken meiner Mutter!“ Ferner werden die Heuchler dafür gerügt, dass sie geheime Beratungen gegen den Gesandten abhalten. Auch wird den Gläubigen untersagt, sich diejenigen als Beschützer zu nehmen, die Gott zu ewig währender Strafe verdammt hat. Die Sure endet mit der Aufforderung, Gottes Religion zu unterstützen.
IM NAMEN GOTTES, DES ERBARMERS, DES BARMHERZIGEN!
1. Gott hat fürwahr die Worte der Frau gehört (und sie aufgegriffen), die sich wegen ihres Mannes an dich gewandt und ihre Klage (auch) Gott vorgetragen hat. Gott hört das Zwiegespräch zwischen euch. Er ist fürwahr hörend, sehend.
2. Diejenigen unter euch, die behaupten, ihre Frauen seien ihnen von Rechts wegen nicht erlaubt, indem sie gegen sie die Formel „Sei mir von nun an wie der Rücken meiner Mutter!“ ins Feld führen, (sollten wissen, dass) ihre Frauen nicht ihre Mütter sind. Ihre Mütter sind niemand anderer als die Frauen, die sie geboren haben. Solche Männer sprechen sicherlich ein Wort aus, das (gemäß der Scharia) abscheulich ist und etwas Falsches darstellt. Doch Gott ist fürwahr verzeihend (Er übersieht die Sünden Seiner Diener), vergebend.
3. Diejenigen, die ihre Frauen als von Rechts wegen nicht für sich erlaubt erklären (indem sie gegen sie diese abscheuliche Formel ins Feld führen) und danach die Worte, die sie geäußert haben, zurücknehmen wollen, müssen einen Sklaven freilassen, ehe sie (die Ehegatten) einander berühren. Dies ist, was euch dringend aufgetragen wird. Und Gott ist Sich sehr wohl dessen gewahr, was ihr tut (darum versucht nicht, diesen Beweis der Reue und der Wiedergutmachung für euer unrechtes Handeln zu umgehen).
4. Wer auch immer nicht (die Möglichkeit) findet (dies zu tun), der soll zwei aufeinander folgende (Mond-)monate lang fasten, ehe sie (die Ehegatten) einander berühren. Und derjenige, der nicht in der Lage ist, dies zu tun, (dessen Strafe soll sein) 60 Bedürftige zu speisen (ihnen zwei Mahlzeiten zu geben). Dies ist dafür gedacht, dass ihr euren Glauben an Gott und Seinen Gesandten vervollkommnet (damit ihr daran glaubt, dass das, was Gott offenbart und Sein Gesandter euch überbracht hat, die Wahrheit ist, und eure Lebensweise danach ausrichtet). Das sind die Grenzen, die Gott gesetzt hat. Und für die Ungläubigen ist eine schmerzliche Strafe bestimmt.
5. Diejenigen, die sich Gott und Seinem Gesandten widersetzen (was die Anerkennung Seiner Schranken angeht), werden ganz gewiss (in dieser Welt) gedemütigt werden, geradeso wie jene (die auf gleiche Weise handelten) vor ihnen gedemütigt wurden. Wir haben fürwahr klare Offenbarungen herabgesandt (um euch zur Glückseligkeit in beiden Welten hinzuführen). Und für die Ungläubigen ist eine erniedrigende Strafe bestimmt.
6. An dem Tag, an dem Gott sie alle von den Toten auferwecken wird und sie wirklich all das begreifen lässt, was sie (in dieser Welt) getan haben (und sie dafür zur Rechenschaft zieht): Gott hat es niederschreiben lassen, obwohl sie selbst es vergessen haben. Gott ist Zeuge über alle Dinge.
7. Habt ihr nicht darüber nachgedacht, dass Gott weiß, was auch immer in den Himmeln und was auch immer auf Erden ist? Es gibt keine geheime Unterredung zwischen drei Menschen, ohne dass Er der Vierte unter ihnen ist, noch zwischen fünf, ohne dass Er der Sechste unter ihnen ist, und auch nicht weniger oder mehr als diese, ohne dass Er bei ihnen ist, wo immer sie auch sein mögen. Danach wird Er sie alles wirklich begreifen lassen, was sie tun (und sie) am Tag der Wiederauferstehung (dafür zur Rechenschaft ziehen). Wahrlich, Gott hat volles Wissen über alle Dinge.
8. Hast du nicht über jene nachgedacht, denen es verboten wurde, geheime Unterredungen abzuhalten, und doch kehrten sie immer wieder zu dem zurück, was ihnen verboten worden war, und hielten geheime Unterredungen darüber ab, was sie für Sünden begehen könnten (wie etwa Alkohol zu trinken, Glückspiele zu betreiben und das Gebet zu vernachlässigen), und darüber (sich gegenseitig zu) Auflehnung und Ungehorsam gegen den Gesandten (anzustacheln, was seine Anordnungen und Verbote anging). (Es sind genau diese Menschen, die) wenn sie zu dir kommen, dich mit einem Gruß begrüßen, den Gott dich nie gelehrt und mit dem Er dich niemals begrüßt hat, und zueinander (im Spott) sagen: „Warum bestraft uns Gott nicht für das, was wir sagen (wenn Muhammad wahrhaftig Sein Prophet ist)?“ Die Hölle wird genug sein für sie, sie werden dort eingehen, um zu brennen. Was für ein übler Bestimmungsort, um dort hinzugelangen!
9. O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr geheime Unterredungen abhaltet, dann haltet keine Unterredungen ab, um Sünden zu begehen oder um (einander) zu Auflehnung und Ungehorsam gegen den Gesandten anzustacheln; haltet vielmehr Unterredungen ab, um einander Gutes zu tun und euch an Rechtschaffenheit und Frömmigkeit zu halten. Hütet euch vor Ungehorsam gegen Gott in Ehrfurcht vor Ihm und in Frömmigkeit, denn zu Ihm werdet ihr versammelt.
10. Geheime Unterredungen (die aus anderen Gründen abgehalten werden) sind nur eine Herausforderung Satans, damit er den Gläubigen Kummer bereite; doch er kann ihnen keinerlei Schaden zufügen, es sei denn, Gott würde es zulassen; und in Gott sollen die Gläubigen ihr Vertrauen setzen.
11. O ihr, die ihr glaubt! Wenn euch gesagt wird: „Macht Platz in den Versammlungen (füreinander und für Neuankommende)!“, dann macht Platz. Gott wird für euch Platz machen (in Seiner Gnade und im Paradies). Und wenn euch gesagt wird: „Erhebt euch (und verlasst die Versammlung)!“, dann erhebt euch tatsächlich. Gott wird diejenigen unter euch (um Rangstufen) erhöhen, die aufrichtig glauben (und dementsprechend handeln), und um Rangstufen diejenigen, denen Wissen gewährt worden ist (insbesondere in religiösen Angelegenheiten). Wahrlich, Gott ist sehr wohl mit all dem vertraut, was ihr tut.
12. O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr beabsichtigt, den Gesandten in einer persönlichen Angelegenheit um Rat zu bitten, dann gebt etwas als Almosen (für die Bedürftigen), bevor ihr um Rat bittet. Das ist weitaus besser für euch und reiner. Doch wenn ihr keine (Mittel) findet (um dies zu tun), dann ist Gott gewiss vergebend, barmherzig.
13. Habt ihr etwa Angst davor, etwas als Almosen hinzugeben, bevor ihr (ihn) um Rat bittet? (Wenn das so ist) und ihr es nicht getan habt und Gott Sich euch in Vergebung zugewandt hat, dann verrichtet (zumindest) das Gebet entsprechend seinen Vorschriften, und entrichtet die vorgeschriebene reinigende Pflichtabgabe (die Zakat), und gehorcht Gott und Seinem Gesandten. Gott ist sehr wohl mit all dem vertraut, was ihr tut.
14. Hast du nicht über jene nachgedacht, die sich Menschen zu Vertrauten und Beschützern nehmen, die Gott zur Strafe verdammt hat? Sie gehören weder zu euch (o ihr Gläubigen) noch zu den anderen (die sie sich zu Vertrauten und Beschützern nehmen). Sie beschwören eine Lüge (nämlich dass sie zu euch gehören), obwohl sie wissen (dass es eine Lüge ist).
15. Gott hat eine strenge Strafe für sie bereitet. Schlimm ist fürwahr, was sie zu tun pflegen.
16. Sie benützen ihre Eide als Deckung (um ihre schlimmen Taten zu verbergen und sich selbst vor Anschuldigungen zu schützen) und machen (die Menschen) vom Weg Gottes abwendig. Deshalb ist für sie eine erniedrigende Strafe bestimmt.
17. Weder ihr Vermögen noch ihre Kinder werden ihnen irgendetwas nützen gegen Gott. Sie sind Bewohner des Feuers: Darin werden sie bleiben.
18. Der Tag, an dem Gott sie alle von den Toten auferwecken wird, da werden sie Ihm schwören, wie sie (jetzt) dir schwören. Sie bilden sich ein, dass sie irgendeinen Vorteil (durch ihre Beschwörungsformeln) erlangen werden. Doch nein: Sie sind nichts anderes als Lügner.
19. Satan hat sie sich Untertan gemacht und sie so dazu veranlasst, das Gedenken an Gott zu vergessen. Das sind die Parteigänger Satans. Wahrlich, die Parteigänger Satans sind es, die die Verlierer sind (die sich selbst ins Verderben gestürzt haben).
20. Diejenigen, die sich Gott und Seinem Gesandten widersetzen – fürwahr, das sind diejenigen, die zu den am schlimmsten Erniedrigten gehören.
21. Gott hat bestimmt: „Ich werde ganz gewiss die Oberhand behalten, Ich und Meine Gesandten.“ Gott ist wahrlich stark, ruhmreich, von unwiderstehlicher Macht.
22. Du findest niemals, dass ein Volk aufrichtig an Gott und den Jüngsten Tag glaubt und dabei diejenigen liebt, die sich Gott und Seinen Gesandten widersetzen, selbst wenn es ihre (eigenen) Eltern wären oder ihre Kinder oder ihre Brüder (und Schwestern) oder ihre Verwandten. (Das sind) diejenigen, in deren Herzen Gott den Glauben fest verankert hat und die Er mit Seinem Geist gestärkt hat (der der Quell ihrer geistigen Kraft und ihrer intellektuellen Erleuchtung ist). Und Er wird sie in Gärten eintreten lassen, durch die Ströme fließen; darin werden sie verweilen. Gott ist wohl zufrieden mit ihnen, und sie sind wohl zufrieden mit Ihm. Das sind die Parteigänger Gottes. Wahrlich, es sind die Parteigänger Gottes, denen es wohl ergehen wird.