AN-NAML
Sure27
DIE AMEISE
offenbart in Mekka
Diese in der Mittelperiode der mekkanischen Zeit offenbarte Sure besteht aus 93 Versen. Ihr Name geht auf das Wortnaml(Ameise) aus Vers 18 zurück. In der Sure wird insbesondere betont, dass nur diejenigen, die die im Koran dargelegten Wahrheiten akzeptieren und ihre Lebensweise an den Geboten Gottes ausrichten, wirklich aus dieser Offenbarung Nutzen ziehen können.
Die Ablehnung des Glaubens an das Jenseits stellt eines der entscheidenden Hindernisse für die Annahme der im Koran aufgezeigten Lebensweise dar. Sie trübt üblicherweise das Verantwortungsgefühl des Menschen und macht ihn zum Sklaven seiner niederen Begierden. In dieser Sure werden Beispiele aus der Geschichte für Menschen angeführt, die sich hartnäckig der Botschaft Gottes widersetzten, und für solche, die sie akzeptierten – nämlich der Prophet Salomon und die Königin von Saba, obwohl es sich bei beiden um die mächtigsten Herrscher ihrer Zeit handelte. Auch wird auf zahlreiche Wahrheiten Bezug genommen, die die Einheit Gottes und die Existenz des Jenseits untermauern. Anhand einer Reihe von Fragen wird begründet, warum der Polytheismus ein Irrweg ist.
IM NAMEN GOTTES, DES ERBARMERS, DES BARMHERZIGEN!
1.Tā. Sīn. Dieses sind die Offenbarungen des Korans (und) eines Buches, das in sich eindeutig ist und klar die Wahrheit aufzeigt;
2. Eine Rechtleitung und frohe Botschaft für die Gläubigen,
3. Die das Gebet entsprechend seinen Vorschriften verrichten und die vorgeschriebene reinigende Abgabe für Bedürftige bezahlen und die in völliger Gewissheit an das Jenseits glauben.
4. Was jene angeht, die nicht an das Jenseits glauben, so lassen Wir ihnen wahrlich ihre Werke anziehend erscheinen (wegen ihres Unglaubens), und so wandern sie in Besorgnis (über ihr weltliches Leben mit abgestumpftem Herzen) umher.
5. Das sind diejenigen, für die die schlimmste Strafe (in dieser Welt und im Jenseits) bestimmt ist, und sie werden im Jenseits die größten Verlierer sein (weil sie keine guten Handlungen vorzuweisen haben werden, die vorgebracht werden könnten).
6. Und was dich angeht (o Gesandter), so wird dir der Koran aus der Gegenwart des Einen Weisen, Wissenden überbracht.
7. (Gedenke der Zeit und berichte ihnen davon) als Moses (während er in der Wüste dahinzog, ein Feuer erblickte und) zu seiner Familie sagte: „Ich sehe in weiter Ferne ein Feuer. (Wartet hier) ich werde euch von dort einige Auskünfte bringen (darüber, wo wir uns befinden und welchen Weg wir einschlagen sollten) oder euch zumindest heiße Glut bringen, (damit ihr daraus ein Feuer entfachen) und euch wärmen könnt.“
8. Als er dort ankam, rief man ihm zu: „Gesegnet sind der, der bei dem Feuer ist, und jene, die darum herum sind; und ruhmreich ist Gott (und hoch erhaben darüber, irgendwelche Ähnlichkeit mit dem Erschaffenen zu haben), der Herr der Welten.
9. O Moses! Ich bin es, Gott, der Ruhmreiche von unwiderstehlicher Macht, der Weise.
10. Nun wirf deinen Stab hin.“ (Er warf ihn hin, und) als er ihn (als große Schlange) sah, die (so eilig) dahinkroch, als sei es eine kleine Schlange, wandte er sich zur Flucht, ohne sich umzudrehen. „O Moses, habe keine Angst. Die Gesandten (die sich Meiner Nähe erfreuen und sich deshalb in völliger Sicherheit befinden) haben (keinen Grund) irgendwelche Angst zu verspüren in Meiner Gegenwart.
11. Nur diejenigen, die Unrecht getan haben (sollten sich fürchten). Doch wenn (sie bereuen) und Gutes anstelle von Bösem tun – dann bin Ich wahrlich vergebend, barmherzig.
12. Stecke deine (rechte) Hand in (das Gewand über) deiner Brust: Sie wird blendend weiß hervorkommen, ohne das geringste Übel. Das ist (eines) unter den neun Zeichen (Wundern, die du) dem Pharao und seinem Volk (präsentieren kannst). Sie sind fürwahr ein frevelhaftes Volk.“
13. Doch als Unsere (wunderbaren) Zeichen zu ihnen kamen, sodass sie sie deutlich sehen konnten und klar genug, um ihnen die Augen für die Wahrheit zu öffnen, da sagten sie: „Das ist gewiss nichts weiter als Zauberei.“
14. Sie verwarfen sie aus reiner Bosheit und Selbstüberschätzung, obwohl ihr Gewissen ihnen sagte, dass es sich um die Wahrheit handelt. So sieh nur, wie das Ende jener war, die sich darauf verlegt hatten, Unordnung anzurichten und Unheil zu stiften.
15. (Andererseits erretteten Wir die Kinder Israels, die der Pharao jahrhundertelang verfolgt hatte, und Wir ließen ihnen einen großen Triumph zuteil werden. Und schließlich) gewährten Wir David und Salomon (ganz besonderes) Wissen. Beide pflegten Gott zu danken und Ihn zu preisen, und sie sagten: „Aller Dank und Lobpreis gebührt Gott, der uns mehr begünstigt hat als die meisten Seiner gläubigen Diener.“
16. Salomon war der Nachfolger von David. Er pflegte zu sagen (indem er die ihm von Gott gewährten Gunstbeweise aufzählte): „O ihr Menschen! Uns wurde die Sprache der Vögel gelehrt, und uns wurde (ein gewisser Anteil) von allem gegeben (womit Gott Seine Diener versorgt). Das ist fürwahr eine außergewöhnliche Huld.“
17. Eines Tages wurden vor Salomon (auf seinen Befehl hin) seine Scharen von Dschinn und Menschen und Vögeln versammelt, und sie wurden unter voller Beaufsichtigung hinausgeführt.
18. Bis – als sie ein Tal der Ameisen erreicht hatten – eine der Ameisen sagte: „O ihr Ameisen! Begebt euch in euren Bau, damit euch Salomon mit seiner Heerschar nicht zertritt, ohne es zu bemerken.“
19. Da lächelte er über ihre Worte (in demütiger Zufriedenheit mit Gottes Huld, die ihm zuteil geworden war) und sprach: „Mein Herr! Gewähre mir Eingebung und leite mich recht, damit ich Dir dankbar bin für die Gnade, die Du mir und meinen Eltern hast zukommen lassen, sodass ich rechtschaffen handeln möge auf eine Weise, die Dir wohlgefällig ist; nimm mich (in deiner Barmherzigkeit) auf unter deine rechtschaffenen Diener.“
20. (Bei einer anderen Gelegenheit) musterte er die Vögel und sagte: „Wie kommt es, dass ich den Wiedehopf nicht sehe? Oder befindet er sich etwa unter jenen, die abwesend sind?
21. Ich werde ihn gewiss mit einer schweren Strafe belegen oder ihn womöglich sogar töten lassen, wenn er nicht zu mir zurückkommt mit einem überzeugenden Grund (für seine Abwesenheit).“
22. Es dauerte nicht lange, da kam der Wiedehopf und sagte: „Ich habe (wichtige Neuigkeiten) in Erfahrung gebracht, die du noch nicht in Erfahrung gebracht hast, und ich bin aus Saba zu dir gekommen mit zuverlässiger Kunde.
23. Ich habe dort eine Frau vorgefunden, die über sie herrscht, eine, der alles zuteil geworden ist (was zu besitzen von einem Herrscher zu erwarten ist) und die einen mächtigen Thron hat.
24. Allerdings habe ich herausgefunden, dass sie und ihr Volk sich vor der Sonne niederwerfen anstatt vor Gott. Satan ließ ihnen ihr Handeln anziehend erscheinen und hielt sie so von dem (einzig richtigen geraden) Weg ab, sodass sie nicht rechtgeleitet sind,
25. Sich folglich also nicht vor Gott niederwerfen, der ans Licht bringt, was in den Himmeln und auf Erden verborgen ist (der alle Dinge und Wesen in den Himmeln und auf Erden aus dem Schleier des Nichtseins hervorbringt ins Licht des Daseins), und der weiß, was ihr verbergt und was ihr offen kundtut.
26. Gott – es gibt keine Gottheit außer Ihm, dem Herrn des Mächtigen Throns.“
27. (Salomon) sagte: „Wir werden sehen, ob du die Wahrheit sprichst oder ob du einer von denen bist, die lügen.
28. Begib dich mit diesem Brief von mir zu ihnen und lasse ihn dort fallen; dann ziehe dich von ihnen zurück und schaue, was sie damit untereinander anfangen, und dann kehre zurück.“
29. Sie (die Königin) sagte (als der Brief sie erreichte): „O ihr Würdenträger! Seht nur, ein Brief, der Beachtung verdient, ist mir zugeworfen worden.
30. Er ist von Salomon, und er lautet: ‘Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen!
31. Seid mir gegenüber nicht aufsässig, sondern kommt zu mir in Gottergebenheit.’
32. O ihr Würdenträger! Lasst mich euren Rat wissen in dieser Angelegenheit. (Ihr wisst ja sehr wohl, dass) ich niemals einen Beschluss fasse in einer Sache, ohne dass ihr bei mir anwesend seid.“
33. Sie sagten: „Wir verfügen über große Macht, und wir verfügen über starken Wagemut, doch die Entscheidung ruht bei dir, darum überlege, was zu gebieten du gedenkst.“
34. Sie sagte: „Wenn Könige in ein Land einfallen, dann richten sie Zerstörung und Verderben dort an und machen die Edelsten (unter seinen Bewohnern) zu Erniedrigten. Das ist doch, was sie in Wirklichkeit tun.
35. Nun denn, ich will ihnen ein Geschenk schicken und sehen, mit was (für einer Antwort) die Abgesandten zurückkehren.“
36. Als er (der Abgesandte mit dem Geschenk) zu Salomon kam, sagte er (Salomon): „Wollt ihr mich mit Reichtum unterstützen? Was Gott mir gewährt hat (indem Er mich zum Propheten machte, mir ein Königreich und Reichtum gewährte), ist weitaus mehr und besser als alles, was Er euch hat zuteil werden lassen. Es sind nur (solche Menschen wie) ihr, die über dieses Geschenk von euch frohlocken.
37. Kehre zu jenen zurück (die dich geschickt haben, und teile ihnen mit, dass – sofern sie nicht in Gottergebenheit zu uns kommen -) wir ganz gewiss mit Heerscharen über sie herfallen werden, denen sie nichts entgegenzusetzen haben. Wir werden sie wahrlich von dort in Schande vertreiben, und sie werden gedemütigt werden.“
38. (Die Königin entschloss sich, nachdem sie seine Botschaft erhalten hatte, Salomon in seinem Heimatland zu besuchen. Nachdem er von ihrer Reise erfahren hatte) sagte Salomon (zu seiner Ratsversammlung): „O ihr Würdenträger! Wer von euch kann mir ihren Thron hierher bringen, bevor sie in Gottergebenheit zu mir kommen?“
39. Ein starker und schlauer unter den Dschinn sagte: „Ich kann ihn dir bringen, bevor du dich von der Ratsversammlung erhebst. Ich verfüge über die Kraft und Geschicklichkeit dazu, und ich bin vertrauenswürdig.“
40. Und einer, der einiges Wissen um das Buch besaß, sagte: „Ich kann ihn dir bringen, während du mit deinen Augen zwinkerst.“ Als Salomon den Thron vor sich aufgerichtet sah, sagte er: „Das ist aus reiner Gnade meines Herrn (geschehen), damit Er mich auf die Probe stellt, ob ich mich als dankbar erweise oder undankbar handle. Wer immer dankbar ist, der ist (zum Nutzen) seiner eigenen Seele dankbar; und wer immer undankbar handelt – (der soll wissen, dass) mein Herr wahrlich reich, Sich Selbst genügend ist, großherzig.
41. Er sagte: „Macht ihren Thron für sie unkenntlich, und dann wollen wir sehen, ob sie sich rechtleiten lässt oder ob sie eine von jenen ist, die sich nicht rechtleiten lassen wollen.“
42. Als sie (die Königin) ankam, wurde sie gefragt: „Ist dein Thron so wie dieser?“ Sie sagte: „Es ist, als wenn er es wäre. Uns wurde schon Wissen (über die Pracht von Salomons Herrschaft und seine außerordentliche Macht) gewährt vor all dem (was wir hier gesehen haben), und wir haben uns bereits entschieden, uns in Gottes Willen zu ergeben.“
43. Dass sie andere als Gott anzubeten pflegte, hielt sie (vom geraden Weg) ab; denn sie gehörte zu einem ungläubigen Volk.
44. Es wurde (zu ihr) gesagt: „Tritt ein in den Palast.“ Als sie ihn sah, dachte sie, dass es ein Wasserbecken sei und entblößte ihre Waden (um ihre Gewänder über dem Wasser zu halten). Er (Salomon) sagte: „Dies ist ein Palast, der mit Kristall ausgelegt ist.“ (Nachdem sie zu der Schlussfolgerung gelangt war, dass Salomon tatsächlich ein Prophet sein musste) sagte sie: „Mein Herr, ich habe mir fürwahr selbst Unrecht getan (indem ich falsche Gottheiten angebetet habe). Doch nun ergebe ich mich, zusammen mit Salomon, Gott, dem Herrn der Welten.“/
45. Und Wir haben fürwahr zu den Thamūd ihren Bruder Salih (mit der Botschaft) entsandt: „Betet nur Gott allein an.“ (Als er die Botschaft überbracht hatte) da spalteten sie sich in Gruppen auf, die miteinander stritten.
46. Er (Salih) sagte (zu ihnen): „O mein Volk! Warum trachtet ihr danach zu beschleunigen, dass das Schlechte (über euch) kommt anstelle des Guten? Warum fleht ihr nicht Gott um Vergebung eurer Sünden an, auf dass euch Barmherzigkeit zuteil werde (auf dass euch ein gutes, tugendhaftes Leben gewährt werde in dieser Welt und ewig währende Glückseligkeit im Jenseits)?“
47. Sie sagten: „Wir ahnen ein böses Omen von dir voraus und von denen, die mir dir sind.“ (Salih) antwortete: „Was ihr als Vorausahnen eines bösen Omens beschreibt, ist (etwas, das) von Gott (bestimmt ist). Die Wahrheit ist jedoch, dass ihr Menschen seid, die auf die Probe gestellt werden.“
48. In der Stadt gab es neun Anführer, die Unordnung anrichteten und Verderben stifteten im Land und nicht bereit waren, für geordnete Verhältnisse zu sorgen.
49. Sie sagten, indem sie einen Eid im Namen Gottes ablegten: „Wir werden ihn und seine Familie fürwahr in der Nacht ganz plötzlich überfallen und sie alle töten. Dann werden wir ganz einfach zu seinen Erben sagen, dass wir nicht zugegen waren bei der Ermordung seiner Familie (und auch nicht bei der von Salih selbst); wir sagen tatsächlich die Wahrheit.“
50. Und so heckten sie einen heimtückischen Plan aus, und Wir setzten unseren Willen durch (ihnen ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen), während sie sich dessen überhaupt nicht bewusst waren.
51. Darum siehe, welches Ende ihr Plan nahm! Wir vernichteten sie zusammen mit ihrem Volk ganz und gar.
52. Das sind also ihre Häuser, die nun alle in Trümmern verstreut herumliegen, weil sie sich darauf eingelassen hatten, Unrecht zu tun. Wahrlich, darin ist ein Zeichen (eine wichtige Lehre) für Menschen, die nach Wissen streben.
53. Und Wir erretteten diejenigen, die gläubig waren und sich hüteten vor Ungehorsam gegen Gott in Ehrfurcht vor Ihm und in Frömmigkeit.
54. Wir schickten auch Lot als Gesandten. Er warnte sein Volk: „Wollt ihr euch auf diese verabscheuungswürdige Unanständigkeit einlassen, noch dazu, wo ihr (einander) dabei beobachten könnt?
55. „Wie! Wollt ihr damit fortfahren, mit euren Begierden zu Männern zu kommen anstatt zu Frauen? Ihr seid fürwahr ein unwissendes Volk, das kein Gefühl hat (für Anständigkeit und für richtig und falsch).“
56. Aber die einzige Erwiderung seines Volkes war nichts weiter, als dass sie (zueinander) sagten: „Vertreibt Lots Familie (geradeso wie ihn selbst) aus eurem Land. Sie sind Menschen, die so tun, als seien sie rein!“
57. Daraufhin erretteten Wir ihn und seine Familie außer seiner Frau. Wir beschlossen, dass sie unter denen sein sollte, die zurückblieben (und deshalb vernichtet wurden).
58. Wir ließen auf sie einen (zerstörerischen) Regen (aus Steinen) niedergehen. Wie schlimm war der Regen für jene, die gewarnt worden waren.
59. Sprich: „Aller Preis und Dank sei Gott, und Friede sei mit jenen Dienern, die Er auserwählt (und geläutert) hat.“ Ist Gott besser oder all das, was sie Ihm als Partner zur Seite stellen?
60. Oder Er, der die Himmel und die Erde erschaffen hat und Wasser vom Himmel herabsendet zu euch? – Dadurch lassen Wir Gärten voller Liebreiz und Wonne wachsen: Es liegt nicht in eurer Macht, ihre Bäume heranwachsen zu lassen. Gibt es also eine andere Gottheit neben Gott? Nein, doch sie sind ein Volk, das sich abwendet (von der Wahrheit). –
61. Oder Er, der die Erde zu einer ruhenden Heimstatt gemacht hat und Flüsse hat fließen lassen in ihren Tälern und in ihr festgegründete Berge hat entstehen lassen und eine unüberwindliche Schranke zwischen den beiden Wassermassen errichtet hat? Gibt es also irgendeine andere Gottheit außer Gott? Nein, doch die meisten von ihnen besitzen kein Wissen.
62. Oder Er, der den Hilflosen in seinem Kummer erhört, wenn er zu Ihm betet, und die Heimsuchung von ihm hinwegnimmt und (der) euch (o ihr Menschen) zu Statthaltern auf Erden gemacht hat (damit ihr sie verbessert und über sie herrscht nach Gottes Geboten)? Gibt es also irgendeine andere Gottheit außer Gott? Wie wenig ihr doch nachdenkt!
63. Oder Er, der euch durch die Schleier der Finsternis zu Land und auf dem Meer hindurchleitet und der die (barmherzigen) Winde entsendet als frohe Botschaft und als Vorboten Seiner Barmherzigkeit? Gibt es also irgendeine andere Gottheit außer Gott? Er ist unendlich erhaben über das, was sie Ihm als Teilhaber zur Seite stellen.
64. Oder Er, der die Schöpfung zum ersten Mal hervorbringt und sie dann wiedererstehen lässt, und der euch Versorgung vom Himmel und aus der Erde gewährt? Gibt es also irgendeine andere Gottheit außer Ihm? Sprich: „Bringt eure Beweise herbei, wenn ihr wahrhaftig seid!“
65. Sprich: „Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Unsichtbare (all das, was sich jenseits des Wahrnehmungsvermögens befindet), nur Gott allein kennt es. Weder sie (noch ihre falschen Gottheiten) wissen, wann (die Welt untergehen wird und) sie zum Leben wiedererweckt werden (nach ihrem Tod).“
66. Nein, fürwahr. Ihr Wissen erstreckt sich nicht auf das Jenseits (weil sie sich nur nach dem irdischen Leben gesehnt haben und ihre Fähigkeit zu lernen verschwendet haben, indem sie sich nur um weltliches Wissen gekümmert haben.) Nein, fürwahr, denn (obwohl sie darüber durch Offenbarungen unterrichtet worden sind) bleiben sie in ihren Zweifeln darüber verhaftet. Nein, fürwahr, denn sie stellen sich blind (gegen jegliche Beweise, die sich darauf beziehen).
67. Jene, die hartnäckig am Unglauben festhalten, sagen: „Was! Sollen wir, wenn wir bereits zu Staub geworden sind – sollen wir geradeso wie unsere Vorfahren dann tatsächlich wiedererweckt werden (zu einem neuen Leben)?
68. Uns ist dies fürwahr schon vordem angedroht worden, uns und unseren Vorfahren. Das sind nichts weiter als Fabeln der Alten!“
69. Sprich: „Wandert umher auf Erden und seht, wie das Ende der ungläubigen Sünder war.“
70. Doch sei nicht traurig über sie (wegen ihrer ablehnenden Einstellung gegen deine Sendung), und sorge dich auch nicht um all das, was sie heimtückisch planen (um deine Botschaft hinfällig zu machen und die Menschen von Gottes Pfad abzubringen).
71. Sie sagen auch: „(So lass uns doch wissen) wann diese Drohung in Erfüllung gehen wird, wenn du wahrhaftig bist?“
72. Sprich: „Es kann durchaus sein, dass einiges von dem, was ihr vorverlegt haben möchtet, euch schon unmittelbar bevorsteht.“
73. Wahrlich, euer Herr ist gnädig und gütig gegen die Menschen, doch die meisten von ihnen sind nicht dankbar.
74. Dein Herr weiß gewiss sehr wohl, was ihre Brüste verbergen und was davon sie offen kundtun.
75. Es gibt nichts, was (vor ihnen geradeso wie vor allen Geschöpfen) verborgen ist in den Himmeln oder auf Erden, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) ist.
76. Wahrlich, dieser Koran erklärt den Kindern Israels das meiste von dem, worüber sie uneins sind.
77. Und er ist ganz gewiss eine Rechtleitung (in allen Angelegenheiten) und eine Barmherzigkeit (voll des Segens) für die Gläubigen.
78. Dein Herr wird fürwahr zwischen ihnen (den Gläubigen und den Ungläubigen) entscheiden entsprechend Seinem Beschluss. Er ist der Ruhmreiche von unwiderstehlicher Macht, der Wissende.
79. Darum setze dein Vertrauen in Gott. Du bist bestimmt auf dem (Pfad der) offenkundigen Wahrheit, die eindeutig ist und über die es keine Zweifel gibt.
80. Wahrlich, du kannst weder die Toten hörend machen, noch kannst du die Tauben den Aufruf hören lassen, wenn sie erst einmal den Rücken gekehrt haben und davongehen.
81. Und du kannst auch nicht die Blinden aus ihrem Irrtum herausführen. Du kannst nur diejenigen veranlassen zu hören, die (ohne Vorurteil bereit sind) an Unsere Offenbarungen und Zeichen zu glauben (in der Außenwelt, die sie umgibt, geradeso wie in ihrer inneren Welt) und die (deshalb) bereit sind, sich (der Wahrheit) hinzugeben.
82. Wenn die Zeit der Erfüllung des Wortes (der Bestrafung) über sie kommt, werden Wir für sie ein Lebewesen aus der Erde hervorbringen, das zu ihnen sprechen wird – dass die Menschen nicht mit Gewissheit an Unsere Offenbarungen und Zeichen glauben wollen.
83. (Es wird) ein Tag (kommen), wenn Wir aus jeder Gemeinschaft eine Schar von denen wiedererwecken und versammeln werden, die unsere Offenbarungen und Zeichen (die die Richtigkeit aller Glaubenswahrheiten beweisen) in Abrede stellten, und sie werden in Reih und Glied aufgestellt werden (und zum Platz der Rechenschaft getrieben werden),
84. Bis dann, wenn sie dort ankommen, Er zu ihnen sagen wird: „Habt Ihr Meine Offenbarungen und Zeichen verworfen, obwohl ihr kein vollständiges, eindeutiges Wissen über sie hattet? Wenn das nicht so ist, was habt ihr dann getan?“
85. Das Wort (der Bestrafung) wird gegen sie ergehen, weil sie Unrecht taten (und zwar insbesondere, weil sie Gott Teilhaber zur Seite stellten). Sie werden dann nicht (in der Lage sein) zu sprechen (und ein einziges Wort zu ihrer Entschuldigung oder Verteidigung vorzubringen).
86. Haben sie denn nicht festgestellt, dass Wir die Nacht dazu gemacht haben, dass sie in ihr ausruhen können, und den Tag so, dass sie sehen (und ihrer Arbeit nachgehen) können? Wahrlich, darin sind Zeichen für Menschen, die bereit sind zu glauben.
87. An dem Tag, an dem in die Posaune gestoßen wird, werden alle, die in den Himmeln und auf Erden sind, von Angst und Schrecken erfüllt sein, außer denen, die Gott davon auszunehmen wünscht. Alle werden in Seiner Gegenwart erscheinen, voll tiefster Demut.
88. Du siehst die Berge und meinst, sie seien fest gegründet, doch in Wirklichkeit sind sie (in ständiger Bewegung) und ziehen vorüber (mit der Bewegung der Erde) wie die vorüber ziehenden Wolken. (Und am Jüngsten Tag werden sie zerfallen, um so die Form anzunehmen, die der Rest der Welt haben wird.) Das ist das Verhaltensmuster Gottes, der alles vollkommen gemacht hat. Er ist wohl vertraut mit allem, was ihr tut.
89. Wer auch immer (am Tag des Jüngsten Gerichts) mit Gutem kommt (rein von Sünden), wird mehr bekommen, als dieses wert ist, und solche (Menschen) werden an diesem Tag bewahrt sein vor Angst und Schrecken.
90. Doch wer auch immer mit (unverzeihlich) Bösem kommt, die werden mit ihren Gesichtern voran ins Feuer hinabgestürzt. „Wird euch denn für irgendetwas vergolten, als für das, was ihr zu tun pflegtet?“
91. (Sprich, o Gesandter:) „Mir ist nur geboten worden, den Herrn dieser Stadt (Mekka, wo die erste Andachtsstätte Gott geweiht und erbaut wurde) anzubeten, die Er erhaben gemacht hat, und Jenen, dem alle Dinge gehören. Und mir ist geboten worden, einer der Muslime zu sein (jener, die sich Ihm und Seinen Geboten ergeben).
92. Und (mir ist geboten worden) den Koran zu rezitieren (um so Seine Botschaft zu überbringen). Wer immer sich daher dafür entscheidet, den rechten Weg zu befolgen, der befolgt ihn nur (zum Besten) seiner eigenen Seele. Und wenn sich jemand dafür entschieden hat irrezugehen, dann sage (zu ihm): „Ich bin nichts anderes als einer der Gesandten, die geschickt wurden, um zu warnen.“
93. Sage ebenfalls: „Aller Preis und Dank gebühren Gott. Bald schon wird Er euch Seine Zeichen zeigen (die beweisen werden, dass, was immer Er beschlossen hat, wahr ist), und ihr werdet sie erkennen.“ Euer Herr ist niemals achtlos dessen, was auch immer ihr tut.