YĀ. SĪN
Sure 36
YĀ. SĪN.
offenbart in Mekka
Die Sure Yā. Sīn. wurde in der mittelmekkanischen Zeit offenbart. Sie besteht aus 83 Versen. Ihr Name entspricht ihrem ersten Vers, einem der kürzesten Verse im ganzen Koran.
Die Sure befasst sich unter Verwendung unterschiedlicher Methoden der Beweisführung mit drei Glaubenspfeilern – der Einheit Gottes, dem Leben nach dem Tode und dem Prophetentum. Manche Korankommentatoren sind der Auffassung, Yā. Sīn. stehe indirekt für Mensch. Gottes Gesandter – Friede sei mit ihm – erklärte diese Sure zum „ Herzen des Korans“ (Tirmidhi,Thawab al-Qur’an, 7), da sie die „toten“ Herzen aufrüttelt, um sie zum Leben zu erwecken. Er empfahl uns, diese Sure für Menschen zu rezitieren, die auf dem Totenbett liegen.
IM NAMEN GOTTES, DES ERBARMERS, DES BARMHERZIGEN!
1.Yā. Sīn.
2. Bei dem Koran voll der Weisheit,
3. Du bist fürwahr einer der Gesandten (damit beauftragt, Gottes Botschaft zu überbringen),
4. Auf einem geraden Weg.
5. (Dies ist) das Buch, das herabgesandt wird von dem Ruhmreichen von unwiderstehlicher Macht, dem Barmherzigen,
6. Damit du ein Volk warnst, dessen (nahe) Vorfahren nicht gewarnt worden sind und die deshalb (der Wahrheit und dem Falschen gegenüber) achtlos sind.
7. Das Wort (Gottes Entscheidung) hat sich gewiss gegen die meisten von ihnen (die Menschen, vom allerersten Tag an) als wahr erwiesen, denn sie wollen nicht glauben.
8. Wir haben fürwahr Fesseln um die Nacken (der Ungläubigen unter deinem Volk) gelegt, bis hinauf zu ihrem Kinn, sodass ihre Köpfe hochgezwängt werden.
9. Und Wir haben eine Scheidewand vor ihnen und eine Scheidewand hinter ihnen errichtet. (Auf diese Weise) haben Wir sie (von allen Seiten) bedeckt, sodass sie nicht sehen können.
10. Es ist deshalb gleich, ob du sie warnst oder nicht warnst; (obwohl es deine Aufgabe ist, sie zu warnen, und du es ohne Unterlass tust) wollen sie nicht glauben.
11. Du kannst nur den (auf nützliche Weise) warnen, der (ohne Voreingenommenheit ist und) die Botschaft befolgt und Ehrfurcht vor dem Barmherzigen empfindet, obwohl er Ihn nicht sehen kann (weil Er Sich jenseits des menschlichen Wahrnehmungsvermögens befindet). Darum verkünde ihm die frohe Botschaft von Vergebung und einer ehrenvollen, großzügigen Versorgung.
12. Wahrlich, Wir sind es, die die Toten zum Leben erwecken werden; und Wir schreiben auf, was sie vorausgeschickt haben (ins Jenseits) und was sie (an Gutem und Bösem) zurücklassen. Wir haben alles niedergeschrieben in einem manifesten Protokoll.
13. Berichte ihnen in Form von einem Gleichnis die (Geschichte von den) Bewohnern jener Stadt, als der Gesandte dorthin kam:
14. Als Wir ihnen zunächst zwei (Gesandte) schickten und sie sie zu Lügnern erklärten, da stärkten Wir sie durch einen dritten, und sie sagten: „Wahrlich, wir sind Gesandte, die (mit Gottes Botschaft) zu euch geschickt wurden.“
15. Sie sagten: „Ihr seid nichts weiter als Sterbliche wie wir. Der Barmherzige hat niemals irgendetwas (in Form eines Buches, wie ihr behauptet) herabgesandt. Ihr verbreitet nichts anderes als Lügen.“
16. (Die Gesandten) sagten: „Unser Herr weiß sehr wohl, dass wir ganz gewiss Gesandte sind, die zu euch geschickt wurden,
17. Uns obliegt nur, (die Botschaft Gottes) in ganzem Umfang und deutlich zu überbringen (wir erzwingen den Glauben nicht).“
18. Sie sagten (drohend): „Wir argwöhnen ein böses Omen von euch. Wenn ihr nicht ablasst, werden wir euch ganz gewiss steinigen, und eine schmerzliche Strafe, ausgehend von unseren Händen, wird euch ganz bestimmt heimsuchen.“
19. (Die Gesandten) sagten: „Was ihr als böses Omen beschreibt, liegt bei euch. (Haltet ihr es etwa für ein böses Omen) wenn ihr (an die Wahrheit) erinnert und ermahnt werdet? Nein, fürwahr! Ihr seid vielmehr ein Volk, das sich Ausschweifungen hingibt und seine ihm von Gott verliehenen Fähigkeiten vergeudet.“
20. Dann kam ein Mann aus dem entferntesten Teil der Stadt herbeigeeilt und sagte: „O mein Volk! Folgt denen, die (zu euch als Gesandte Gottes) geschickt worden sind.
21. Folgt denen, die keinen Lohn (für ihre Dienste) verlangen und die selbst rechtgeleitet sind.
22. Was für einen Grund sollte ich haben, dass ich nicht den anbete, der mich hervorgebracht hat mit meinem nur mir eigenen Wesen und zu dem ihr (geradeso wie ich) zurückgebracht werdet (damit ihr Rechenschaft ablegen könnt für euer Leben)?
23. Soll ich mir anstelle von Ihm Gottheiten nehmen, deren Fürsprache (die sie, wie ihr behauptet, für uns einlegen können) mir überhaupt nichts nützen wird, wenn der Erbarmer will, dass Schaden über mich komme, und die auch keine Errettung bringen können?
24. Ich würde mich fürwahr, wenn ich das tun würde, in offenkundigem Irrtum befinden.
25. Doch wahrlich, ich habe an den Herrn (den Herrn, der in der Tat) der Herr von euch allen ist, geglaubt, darum hört mir (aufmerksam) zu!“
26. (Doch sie töteten ihn, und die folgenden Willkommensworte) wurden an ihn gerichtet: „Gehe ein ins Paradies!“ Er sagte: „Wenn mein Volk doch nur wüsste,
27. Dass mir mein Herr vergeben hat und mich zu einem jener gemacht hat, die (durch besondere Gunstbeweise) geehrt wurden!“
28. Wir sandten auf sein Volk nach ihm keine Schar (von Engeln) vom Himmel herab (um sie zu vernichten): Es entspricht nicht Unserer Vorgehensweise, solche herabzusenden.
29. Es war nur ein einziger niederschmetternder Schall, und siehe, sie waren ausgelöscht.
30. Ach! Wehe den Dienern (Gottes, die es versäumen, Ihm zu dienen)! Jedes Mal, wenn ein Gesandter zu ihnen gekommen ist, da taten sie nichts anderes als ihn zu verspotten.
31. Haben sie nicht darüber nachgedacht, wie viele Generationen Wir vor ihnen vernichtet haben: Sie kehren niemals zu ihnen zurück (und auch nicht zu ihrem Leben in dieser Welt).
32. Stattdessen wird jede Generation, alle ohne Ausnahme, vor Uns (vor Gericht) gestellt werden.
33. Ein klares Zeichen (von Gottes Einheit und Herrschaft) ist für sie die tote Erde: Wir beleben sie erneut und bringen aus ihr Korn hervor, (und nach dem erforderlichen Vorbereitungsvorgang) essen sie davon.
34. Und Wir haben Gärten dort entstehen lassen mit Dattelpalmen und Weinreben, und Wir lassen aus ihr Quellen hervorsprudeln,
35. Damit sie von den Früchten all dessen (was Er wachsen lässt) essen mögen – und sie haben all dies nicht mit ihren eigenen Händen geschaffen, wollen sie also nicht dankbar sein?
36. Hoch gepriesen ist Er (denn Er ist vollkommen darüber erhaben, Seinesgleichen oder irgendeinen Teilhaber zu haben), der sowohl aus all dem, was die Erde hervorbringt, Paare erschaffen hat als auch aus ihnen selbst und aus dem, wovon sie nichts wissen.
37. Ein (weiteres) klares Zeichen ist für sie die Nacht: Wir entziehen ihr das Tageslicht, und siehe, sie sind von Finsternis umfangen.
38. Und die Sonne zieht auf der Bahn, die für sie bis zu einer Frist bestimmt ist, dahin bis zu ihrem Ruheplatz, der ihr um der Stabilität (ihres Systems) willen zugedacht ist. Das ist die im Voraus festgelegte Anordnung des Ruhmreichen von unwiderstehlicher Macht (dessen allmächtiger Planung das gesamte Universum unterworfen ist), des Wissenden.
39. Und für den Mond haben Wir Stationen bestimmt, bis er wie ein altes, welkes Palmblatt wiederkehrt.
40. Es steht der Sonne nicht zu, den Mond zu überholen, noch wird die Nacht dem Tag zuvorkommen. Alle (Himmelskörper und Systeme) schweben auf einer Umlaufbahn (die jedem von ihnen bestimmt ist).
41. Ein (weiteres) Zeichen für sie ist, dass Wir ihre Nachkommen auf dem Schiff dahintragen, das beladen ist (mit ihnen und ihrer Fracht, und doch über Wasser gehalten wird, ohne zu versinken).
42. Und Wir haben etwas für sie von ähnlicher Art erschaffen (zum Reisen auf dem Lande), mit dem sie sich fortbewegen.
43. Wenn Wir wollen, lassen Wir sie ertrinken, und es gibt keine Hilfe für sie (entgegen Unserem Willen), noch können sie (davor) bewahrt werden (unterzugehen);
44. Es sei denn durch Unsere Barmherzigkeit und (Unsere Zustimmung dazu), dass sie sich des Lebens noch auf einige Zeit erfreuen bis zu einer (festgesetzten) Frist.
45. Wenn ihnen gesagt wird: „Nehmt euch in Acht und hütet euch vor dem, was vor euch liegt und was hinter euch liegt (an unverzeihlichen Sünden und der Strafe, die sie euch in dieser Welt oder im Jenseits einbringen und die sie in der Vergangenheit nach sich gezogen haben, wenn sie von früheren Völkern begangen wurden), damit euch Barmherzigkeit zuteil werde (ein gutes, tugendhaftes Leben in dieser Welt und ewig währende Glückseligkeit im Jenseits).“
46. Doch es kommt keines von den eindeutigen Zeichen unter den Zeichen ihres Herrn zu ihnen (eine Offenbarung unter Seinen Offenbarungen), ohne dass sie sich davon abwenden (voll Widerwillen gegen die Ermahnung, die darin enthalten ist).
47. Und wenn ihnen gesagt wird: „Spendet (für die Bedürftigen) von dem, womit Gott euch versorgt hat“, dann sagen die, die ungläubig sind, zu denen, die glauben: „Sollen wir etwa dem zu essen geben, dem Gott zu essen geben könnte, wenn Er wollte? Ihr befindet euch fürwahr in offenkundigem Irrtum.“
48. Und sie sagen (in der Absicht, sich lustig zu machen): „Wann wird also dieses Versprechen in Erfüllung gehen, wenn ihr wahrhaft seid?“
49. Sie sollten auf nichts anderes warten als auf einen einzigen niederschmetternden Schall, der sie unerwartet erfassen wird, während sie noch (unachtsam untereinander über ihre weltlichen Angelegenheiten) streiten.
50. Dann werden sie nicht einmal mehr in der Lage sein, ein Vermächtnis zu hinterlassen (so plötzlich wird der niederschmetternde Schall sie erfassen) oder zu ihren Angehörigen zurückzukehren.
51. Und es wird in die Posaune gestoßen werden, und siehe, sie werden aus ihren Gräbern zu ihrem Herrn herbeieilen.
52. Sie werden rufen: „Wehe uns! Wer hat uns aus unseren Schlafstätten erweckt? (Wir wissen jetzt, dass) dies ist, was der Barmherzige uns versprochen hat, und dass die Gesandten die Wahrheit gesprochen haben!“
53. Es ist nur ein einziger niederschmetternder Schall, und siehe, sie werden alle (auferweckt worden sein, und) vor Uns (vor Gericht) gestellt werden.
54. An diesem Tag wird keiner Seele das geringste Unrecht geschehen, und euch soll nichts anderes vergolten werden außer dem, was ihr zu tun pflegtet.
55. Wahrlich, die Gefährten des Paradiesgartens werden an diesem Tag mit Erfreulichem beschäftigt sein und den Segen (des Paradieses) genießen (den Gott ihnen aus Seiner Gnadenfülle im Überfluss als Lohn für ihre guten Taten gewähren wird).
56. Sie und ihre Gattinnen werden in angenehmem Schatten (in Sicherheit vor jeglichen unbehaglichen Wetterbedingungen) auf Thronen lehnen.
57. Dort werden sie die Früchte (ihrer guten Taten in dieser Welt) vor sich haben, und sie werden bekommen, was immer sie sich wünschen.
58. „Friede!“ ist das Wort (des Willkommens für sie, das ihnen Sicherheit vor jeglichen Schwierigkeiten bietet) von ihrem Herrn, dem Barmherzigen (das Er an Seine gläubigen Diener richtet).
59. „O ihr ungläubigen Sünder! Hinweg mit euch heute!
60. Habe Ich nicht einen Vertrag mit euch geschlossen, o ihr Kinder Adams, dass ihr nicht Satan dienen sollt – er ist fürwahr euer eindeutiger Feind –
61. Und dass ihr Mir allein dienen sollt? Dies ist ein gerader Weg (den ihr befolgen solltet).
62. Doch er hat schon große Scharen von euch irregehen lassen. Solltet ihr also nicht nachdenken und euch in Acht nehmen?
63. Dies ist die Hölle, die euch bereits (wiederholt) angedroht wurde.
64. Betretet sie also heute, um zu brennen, weil ihr hartnäckig am Unglauben festgehalten habt.“
65. Heute werden Wir ihre Münder versiegeln, doch ihre Hände werden zu Uns sprechen, und ihre Füße werden Zeugnis über das ablegen, was sie (in dieser Welt) erworben haben.
66. Wenn Wir gewollt hätten, hätten Wir fürwahr ihr Augenlicht auslöschen können, und sie würden umhereilen auf der Suche nach dem rechten Weg. Wie aber hätten sie ihren Weg sehen können?
67. Wenn wir gewollt hätten, könnten Wir sie an ihren Plätzen festhalten (bewegungsunfähig, dort wo sie sind), dann wären sie nicht im Stande, vorwärts zu gehen oder sich zurückzuwenden.
68. Wem immer Wir gewähren, lange zu leben, den können Wir auch in seinem Wesen umwandeln (sodass er in Schwäche verfällt, nachdem er stark war, in Unwissenheit, nachdem er Wissen besaß, vergesslich wird, nachdem er sich gut zu erinnern vermochte). Wollen sie also nicht nachdenken und sich in Acht nehmen?
69. Wir haben ihn (den Gesandten) nicht die Dichtkunst gelehrt; auch steht ihm dies nicht an. Dies ist nichts anderes als eine Ermahnung (die lehrt und warnt), ein Koran, der rezitiert und überbracht wird (von Gott), klar in sich selbst und eindeutig in seinem Wahrheitsgehalt.
70. Sodass der Gesandte damit diejenigen warne, die (wirklich) lebendig sind (und deshalb über die Wahrheit nachdenken, sie sehen und hören können), und damit sich das Wort (des Urteils Gottes nach Beweisführung und Ermahnung) gegen die Ungläubigen erfülle.
71. Haben sie nicht darüber nachgedacht, wie Wir (als Zeichen Unserer Herrschaft) aus dem, was Unsere Hände hervorgebracht und geformt haben, das Vieh für sie erschaffen haben, sodass sie es ihr Eigen nennen?
72. Und dass Wir es ihnen untertan gemacht haben, sodass sich unter ihm Reittiere für sie befinden, und dass sie aus ihm ihre Nahrung beziehen?
73 Und es liegt in ihm noch mannigfacher anderer Nutzen für sie, und (verschiedene) Getränke. Wollen sie also nicht dankbar sein?
74. Und doch haben sie sich Gottheiten anstelle von Gott zur Anbetung genommen (in der Hoffnung), dass ihnen Hilfe (von ihnen) zuteil werde.
75. Sie (die falschen Gottheiten) sind nicht im Stande, ihnen zu helfen; vielmehr sind sie (die Anbetenden) eine (unterstützende) Schar für sie (die falschen Gottheiten, und sie alle werden am Tag des Jüngsten Gerichts zur Bestrafung vor Gericht gestellt).
76. Darum sollen ihre (verleumderischen) Worte (gegen Gott) dir (o Gesandter) keinen Kummer bereiten. Wahrlich, Wir wissen, was immer (an Worten oder Taten) sie geheim halten und was immer sie kundtun.
77. Hat der Mensch nicht bedacht, dass Wir ihn aus (einem so unscheinbaren Anfang wie) einem Tropfen Samenflüssigkeit erschaffen haben? Und doch verwandelt er sich in einen offenen, wütenden Widersacher (der selbstsüchtig die Wahrheit bestreitet).
78. Und er prägt ein Gleichnis für Uns, wobei er seinen eigenen Ursprung und seine Erschaffung vergisst und sagt: „Wer wird diese Knochen lebendig machen, nachdem sie zerfallen sind?“
79. Sprich: „Er, der sie zum ersten Mal hervorgebracht hat, wird sie lebendig machen. Er besitzt volles Wissen um (jede Form und Art und Möglichkeit) der Schöpfung (und von allem, was Er erschaffen hat, kennt Er jede Einzelheit in jeglicher Dimension von Zeit und Raum).“
80. Er, der für euch Feuer aus dem grünen Baum hervorbringt, und siehe, ihr entfacht Flammen damit.
81. Ist nicht Er, der die Himmel und die Erde erschaffen hat, im Stande, (aus zerfallenen Knochen) ihnen Ähnliches zu erschaffen (deren Knochen im Erdboden zerfallen sind)? Ganz gewiss kann Er das; Er ist der höchste Schöpfer, der Wissende.
82. Wenn Er etwas ins Dasein rufen will, dann sagt Er nur zu ihm: „Sei!“, und (im selben Augenblick) ist es.
83. Darum ist Er hoch gepriesen, in Dessen Hand die vollkommene Herrschaft über alle Dinge ruht, und zu Ihm werdet ihr alle zurückgebracht.