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„Demokratie ist haram!“

Muhammet Mertek von Muhammet Mertek
03. Juni 2024
„Demokratie ist haram!“
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Drei Jungen, die augenscheinlich etwa 15-16 Jahre alt und Nicht-Deutsche sind, gingen nebeneinander auf einer Straße in Weimar. Als ich an ihnen vorbei gehen wollte, hörte ich von dem Jungen, der in der Mitte war, wortwörtlich die folgenden Sätze: „Demokratie ist haram (verboten). Gibt es Demokratie in Scharia? Scharia ist heilig.“

In dem Moment blitzten in meinem Kopf unzählige Gedanken und Assoziationen auf. Obwohl diese Äußerung einfach nur von einem Jungen stammt, veranschaulicht sie doch auf so schlichte Art ein fast unheilbares Paradox, das in der Mentalität vieler Muslime tief verankert ist. Damit kann man die jüngsten Ereignisse von Kalifat-Debatten bis zur Attacke eines fanatischen Afghanen (2014 nach Deutschland gekommen) auf einen Politiker und einen Polizisten in Mannheim in Verbindung bringen. Es ist sehr traurig, dass dieser Polizist, der dem Verletzten helfen wollte, von hinten mit einem Messer in den Hals gestochen wurde und sein Leben verloren hat. Ich möchte unterstreichen, dass man nicht alle Muslime als Gewalttäter unter Generalverdacht stellen darf. Gott sei Dank, steht die Mehrheit der Muslime immer noch für Frieden und friedvolles Zusammenleben. Aber das sollte auch kein Hemmnis sein, berechtigte Kritik an Muslimen und Flüchtlingen zu üben.

Wir erleben seit geraumer Zeit Geschehnisse, die Anlass zur Sorge geben und mit denen wir unbedingt differenziert und reflektiert umgehen müssen. Viele Muslime sollten aber definitiv erst einmal vor ihrer eigenen Tür kehren, wo sich seit Jahrhunderten viel Unrat gesammelt hat. Die Tatsache, dass so wenige Leute aus der muslimischen Community selbstkritisch und mutig an die Öffentlichkeit gehen, macht die Sache nicht leichter.

Fangen wir an mit der widersprüchlichen Äußerung des Jungen. Wenn die Demokratie „haram“ ist, sollte man sich ja von ihr fernhalten wie von Alkohol und Schweinefleisch. So mit der Demokratie umzugehen, wäre völlig absurd, und ich bin mir sicher, dass dieser Jugendliche nicht die geringste Ahnung von diesen Begriffen hat. Die Formulierung spiegelt aber eine weit verbreitete Auffassung unter vielen Muslimen wider. Die Scharia stellt als islamisches Gesetz die Gesamtheit aller religiösen und rechtlichen Normen dar, beruhend auf dem Koran und der Sunna. Da sie für heilig und unantastbar gehalten wird, kommt ihr automatisch der höchste Rang zu. Daher haben Muslime kein gesundes Verhältnis zum deutschen Grundgesetz. Dieser Geist, der auf der Scharia oder der islamischen Normlehre basiert, verhindert im muslimischen Denken auch den selbstkritischen Umgang mit den eigenen Schwächen und Problemen.

In diesem Kontext sollte man die Kalifat-Demonstrationen sehen und bewerten. Etwa zweitausend Menschen nahmen an der Demonstration der islamistischen Organisation „Muslim-Interaktiv“ teil. Die Hauptparole lautete „Kalifat ist die Lösung!“ Der Auslöser der Demonstration ist laut Medien der Gaza-Krieg. Offen bleibt, wo das Kalifat überhaupt errichtet werden und wer in Deutschland der Kalif werden soll. Der Ruf nach einem Kalifat ist genauso absurd wie gefährlich!

Zudem ist die Sehnsucht nach einem Kalifat-Staat nicht neu. Er wurde ja schon im Jahr 1984 von Cemalettin Kaplan nach der Abspaltung von „Milli Görüş” in Köln gegründet. In den deutschen Medien berichtete man damals tagtäglich über den „Kalifen von Köln“. Diese islamistische Gruppe sorgte für große Stimmung in den jährlichen Großveranstaltungen. Auf denen wurden antikemalistische, antidemokratische und gewaltverherrlichende Vorträge gehalten, Forderungen nach einem Kalifat-Staat in Anatolien gestellt und mit Holzgewehren in den Händen der Jugendlichen zum weltweiten Dschihad aufgerufen. Für diese verfassungsfeindliche Gruppe kam eine prodemokratische Haltung der Apostasie gleich.

Faktum ist, dass viele Muslime -historisch und soziologisch betrachtet- über keine Erfahrung der Individualisierung und der Demokratie als politisches Bewusstsein verfügen. Sie haben seit Jahrhunderten auch keine religiöse Aufklärung im europäischen Sinne durchlaufen. Die politischen Akteure waren zudem meistens von der Kultur europäischer Kolonialmächte geprägt. Unter den schweren wirtschaftlichen, politischen, soziokulturellen Umständen und ohne Kalifat hatte die muslimische Bevölkerung ihre Orientierung verloren. Nur noch die religiöse Identität war und ist als ein einziger Zufluchtsort übriggeblieben. Die miserablen Umstände erzeugten einerseits politischen Islamismus wie die Muslimbruderschaft in Ägypten und andererseits nationalistische Bewegungen wie die Baas-Partei im Irak und in Syrien sowie mehrere islamische Richtungen mit diversen Wertvorstellungen, die mit den universellen Werten nicht vereinbar sind.

Bei einem Kalifen handelt es sich um ein Oberhaupt in der gesamten sunnitischen Welt. Warum braucht man ein Oberhaupt, das fast über alles eigenmächtig entscheiden kann? Fast alle muslimischen Länder leiden seit Jahrhunderten unrettbar unter Unwissenheit, Armut und Uneinigkeiten. Sie sind der Nährboden für Extremismus und Gewalt. Die Ursachen solcher Fehlentwicklungen sind virulenter denn je.

In muslimischen Ländern werden junge Menschen oft nicht zu eigenständigem Denken und Kritikfähigkeit erzogen. Viele Muslime sind daher nicht in der Lage, mit den Geschehnissen oder mit den soziopolitischen Entwicklungen rational, differenziert und kritisch umzugehen. Wenn sie über ein blindtreues Religionsverständnis verfügen, werden die islamistischen Diskurse und jenseitsbezogene Verheißungen aktiv und wegweisend. Die Religion wird dann zu einem einzigen und isolierten, realitätsfernen Zufluchtsort. Eine dringende Aufklärungsarbeit steht also an.

Der Islam in seiner Eigenschaft als Religion mit ihren Quellen und der Umgang der Muslime mit ihm scheinen offenbar eine große Herausforderung der Gegenwart zu sein. Die Traditionalisten bestimmen den Mainstream in Theorie und Praxis in der muslimischen Community. Daher sollten sich zunächst einmal Muslime mit dem politisch geprägten Islamismus und generell mit islamistisch-nationalistischen Gedanken konsequent auseinandersetzen. Denn das islamistische und nationalistische Gedankengut kann sich auf dem Boden einer freiheitlichen Demokratie unter den muslimischen Jugendlichen schnell verbreiten und in der nahen Zukunft nicht nur hierzulande eine große Gefahr für Staat und Gesellschaft darstellen.

Wenn diejenige Muslime in einer Demokratie leben, die sie als „haram“ ansehen, dann sind sie leicht zu radikalisieren. Ein Rätsel ist für mich, warum sie diese Demokratie „konsumieren“, indem sie von Rechtsstaatlichkeit und Freizügigkeit profitieren, obwohl sie sie als „haram“ einstufen, und sich dabei aber gleichzeitig von Schweinefleisch und Alkohol fernhalten! Nein, nein, Muslime müssen sich endlich gegen solche pathologisch-fanatischen Gedanken und Haltungen positionieren und für demokratisch-ethische Werte kämpfen. Das ist überfällig!

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