Die Pilgerfahrt ist als eine körperliche und finanzielle Anbetung zu verstehen. Jeder geistig und körperlich gesunde erwachsene Muslim, ob Mann oder Frau, ist verpflichtet, einmal im Leben die Pilgerfahrt zu den ehrwürdigen Stätten von Mekka zu vollziehen und dort die vorgeschriebenen gottesdienstlichen Handlungen vorzunehmen. Diese Verpflichtung gilt aber nur für den, der finanziell abgesichert ist. D.h., wer die Pilgerfahrt antritt, muss für den Lebensunterhalt von Familienangehörigen gesorgt haben, die in der Heimat zurückbleiben und für die er unterhaltspflichtig ist.
Im heiligen Stadtgebiet von Mekka beginnen die Pilger mit dem siebenmaligen Umschreiten der Kaaba (Tawâf), das von bestimmten Gebeten begleitet wird. Nach der siebten Runde beten sie zwei Rak’ât am Maqâm Ibrâhîm, dem Platz Abrahams. Dann wandern sie dreimal zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin und her und ein weiteres mal hin (Sa’y). In Mekka verrichten sie dann am Tag vor dem Opferfest das Morgengebet. Nun machen sich die Pilger auf den Weg in die vier Kilometer entfernte Stadt Mina und beten dort. In Gruppen ziehen sie anschließend in Richtung des Bergs Arafat (15 km entfernt), den sie bis zum Mittagsgebet erreicht haben sollten. An diesem Berg zu stehen, bildet den Höhepunkt der Pilgerfahrt. Hier tritt der Gläubige vor Gott und versichert Ihm seine völlige Ergebenheit und seinen totalen Gehorsam. Dann verlassen die Pilger den Arafat wieder und ziehen nach Muzdalifa (6 Kilometer entfernt). Hier übernachten sie und kehren am Festtagsmorgen nach Mina zurück, wo sie symbolisch den Teufel steinigen, indem sie 70 bzw. 49 Steinchen auf drei bekannte Säulen werfen. Dann erfolgt die Schlachtung von Opfertieren (Kamel, Rind, Schaf, Ziege), und das Opferfest wird gefeiert. Zum Schluss wird das Haar der Pilger geschoren oder gestutzt und ein erneutes siebenmaliges Umschreiten der Kaaba in Mekka vorgenommen. Außerdem wandern die Pilger abschließend erneut dreieinhalb Mal zwischen Safa und Marwa hin und her. Damit ist der Weihezustand aufgehoben und die offizielle Pflichtpilgerfahrt beendet. Die Pilger bleiben jedoch meistens noch einige Tage in Mekka, um Gottes zu gedenken. Es wird empfohlen, auf der Rückreise auch noch Medina und das Grab des ProphetenMuhammad zu besuchen.