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Identität und Patriotismus im Internetzeitalter

Muhammet Mertek von Muhammet Mertek
06. Oktober 2017
Identität und Patriotismus im Internetzeitalter
39
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Stellen Sie sich einen einfachen Menschen vor, der harmlos lebt. Er macht sich über islamische und universelle Werte kundig, nimmt sie begeistert wahr und versucht sein Leben danach zu gestalten.

Und nun gerät er in ein politisch geprägtes Umfeld (oder ins Empfangsgebiet einer ideologischen Richtung). Und seine Haltung und sein Verhalten beginnen sich allmählich zu verändern. Die schönen persönlichen Eigenschaften, die er eifrig verteidigte, verschwinden eine nach der anderen. Sie werden ersetzt von den Gegensätzen der Werte, auf die er vorher stolz war, und mit quasi neuen Argumenten oder besser „Ausreden“ begründet.

Wie das denn überhaupt geht, konnte ich nicht richtig begreifen. So eine charakterliche Veränderung und Transformation, bei der die Vernunft verloren geht… Das hat natürlich in erster Linie mit der Identitätsproblematik zu tun. Die Persönlichkeit erreicht eine gewisse Reife nicht und beruht auf einer gefährlichen Selbstverleugnung.

In einigen Büchern wie „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon und „Cyber Psychologie – Leben im Netz: Wie das Internet uns verändert“ von Catarina Katzer wird die Anatomie solcher Persönlichkeiten ausführlich dargestellt.

Durch De-Individuation wird man manipulierbar

Catarina Katzer setzt sich u.a. auch mit der Problematik der „De-Individuation“ auseinander, worauf ich in diesem Artikel eingehen möchte. Dazu müsste man zunächst den Prozess der Abstumpfung und den Verlust der Identität näher betrachten. Die Autorin erläutert, dass, wenn man mit dem Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe agiert, es dazu führen kann, dass sich das Verhalten verändert und sogar außer Kontrolle geraten kann. Denn die Gruppeneinflüsse können dazu führen, dass ein Mensch Dinge tut, die er normalerweise eben nicht machen würde. Geschweige denn Empathie und Sensibilität gegenüber anderen Menschen haben… Das wäre überflüssiger Luxus!

Der Mensch gerät vielleicht unbewusst durch die Massenpsychologie oder den Populismus in einen Sog und schaltet sein Denkvermögen freiwillig aus. Er fällt bedauerlicherweise in einen Zustand mangelnder Einsicht. Wenn man sich in einer De-Individuation befindet oder seine Identität ausblendet, wird man leicht zu einem Spielball der Gruppeneinflüsse. Wie dies passiert, erklärt uns Katzer klar und zusammenfassend wie folgt:

„Vor allem der Verlust der eigenen Verantwortung für unser Verhalten führe dazu, dass wir primitiv und zügellos agieren. Unser eigener Charakter, unsere inneren Einstellungen und auch Werthaltungen treten innerhalb der Gruppe zurück, und deren Stelle nehmen die Normen der Gruppe ein.

Der so entstehende Group-Mind ruft dabei die Illusion von einem geteilten, gemeinsamen Glauben oder auch Dogma hervor – wir geben uns somit einer Scheingemeinschaft hin und stellen uns selbst hinten an. Diesen Effekt auf uns als einzelne Person nennt man De-Individuation. Die Herausbildung, die Emergenz des Gruppen-Mind-Set und das Zurücktreten der individuellen Persönlichkeitsstrukturen können dazu führen, dass wir unsere verinnerlichten (internalisierten) Werte und moralischen Hemmschwellen ausschalten und verlieren.

De-Individuation ist also eine Kombination aus den situativen Gegebenheiten (ich bin Teil einer Gruppe), internalen Faktoren (wir blenden unsere Selbst-Aufmerksamkeit aus) und konkretem Verhalten (Fehlende Selbst-Kontrolle führt zu Handlungen, die wir normalerweise nicht zeigen).

In solchen Momenten verlieren wir die Verbindung zu unserer eigenen individuellen Identität, aber auch zu unserem sozialen Kontext. Wir lösen uns von unseren „real“ gültigen Wertvorstellungen, reagieren unkontrolliert und blenden Bewusstsein und Gewissen einfach aus.“

Internet begünstigt auch die De-Individuation

Andererseits macht uns Katzer auch auf die Gefahr des Internet-Umfelds hinsichtlich der De-Individuation aufmerksam:

„Wenn man unter einem Pseudonym unerkannt agiert, verliert man seine Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Dabei treten Selbstbeurteilungen und Selbstkategorisierungen zurück. Wir nehmen uns nicht mehr als rücksichtsvolle Mitbürgerin war, sondern nur als wütende Wetten-dass-Zuschauerin, die ihren Frust rauslassen möchte. De-Individuation führt also auch so in der allgegenwärtigen „digitalen Realität“ zu Kontrollverlust. Die realen Hemmschwellen existieren online einfach nicht mehr. Wir geben schneller Impulsen nach und vergessen moralische, gesamtgesellschaftliche Standards.

Dabei entsteht eine eigene Gruppendynamik. De-individualisiertes Handeln verändert nämlich nicht nur unser individuelles Empfinden, auch die Gruppeneinflüsse wirken direkt auf unser Verhalten. Gerade das Einswerden mit der Gruppe, die Immersion, führt dazu, dass wir deren Regeln verstärkt annehmen.“

„De-Individuation begünstigt also auch die Annahme von Einstellungen und Normen, die über das Internet verbreitet werden. Denken wir an rechtsradikale oder salafistische Plattformen, die Wertvorstellungen vermitteln, die unserer deutschen Rechtsstaatlichkeit deutlich widersprechen, aber von Mitgliedern, Bewunderern oder Aspiranten ohne Zögern oder kritisches Hinterfragen angenommen werden. Gerade extremistische Gruppen nutzen das Internet, und ihre Ansichten und Weltanschauungen real, überzeugend und demagogisch darzustellen und darüber neugierige oder desorientierte, desillusionierte und chancenlose Jugendliche zu ködern.

Hierbei spielen natürlich auch Attraktivität beziehungsweise Anziehungskraft der Gruppe eine besondere Rolle sowie der soziale Zusammenhalt, den eine Gruppe aufweist. Je stärker der Wunsch, zu einer Gruppe zu gehören, und je stärker die Bindung innerhalb der Gruppe ist, umso stärker wirkt auch der Druck auf das einzelne Mitglied, den Erwartungen der Gruppe zu entsprechen. Wenn er dann mitmacht, kommt aus dem Teufelskreis kaum mehr heraus, denn je mehr man sich als Teil einer Gruppe sieht, umso stärker wirkt auch der Gruppendruck, den gültigen Handlungsvorschriften und Werten zu entsprechen. Auch Sanktionen und Strafen verstärken den Gruppendruck auf einzelne Mitglieder.“

Nun wird es noch verständlicher, wie und wohin ein Mensch, der einst – wie oben dargestellt – bestimmte moralische Werte verteidigte, ausgestoßen wird. Wie der Mensch durch Ideologien und Populismus blind wird, so werden auch seine Identität und Würde zu einem Spielzeug in den Händen anderer. In einer Strömung zu sein, kann den Menschen manchmal in den Bann ziehen. Man kann sich weitgehend davon fernhalten, wenn man auf eigenen Füßen steht und dem eigenen Verstand folgt ohne Abstriche von seinen reflektierten Werten, dem eigenem Charakter und zwischenmenschlichen Beziehungen zu machen.

Wenn man sich in einer Gruppe befindet, in der neben dem Patriotismus ein Huldigungs- und Personenkult betrieben sowie religiöse und nationale Überzeugungen extrem überbewertet werden, setzt oft eine De-Individuation oder Identitätsblindheit ein. Um nicht in diese Falle zu tappen und eine gesunde Identität und Persönlichkeit zu entwickeln, sollte man achtsam sein, ob in jener Atmosphäre, die wir genießen, die universellen ethischen Prinzipien kohärent eingehalten werden, die demokratischen Regeln gängig sind, oder ob Populismus, Lügen und Korruption betrieben werden – egal aus welchem Grund und mit welcher Legitimation.

Muhammet Mertek

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