„Euer Prophet hat Euch als eine Gemeinde in der Welt gelassen, als ‚die beste Gemeinde, die für die Menschen erstand!‘“ (Sure 3, Vers 110)
„Ihr habt Akademien, Hochschulen und Straßen gebaut! Ihr habt Gelehrte der Physik, Chemie, Medizin, Mathematik und Optik hervorgebracht! Ihr habt Entdeckungen zum Nutzen der Menschheit gemacht! Sieben Jahrhunderte lang hat der Islam Wissen und Weisheit für die Menschheit hervorgebracht!“
„Wo sind aber euer Wissen und eure Weisheit heute, oh Muslime? Heute leben die Muslime in einer Zeit, in der alles, was sie tragen, von Kopf bis Fuß, von anderen hergestellt wird! Diese Haube wurde in Neuseeland hergestellt. Diese Brille wurde in Österreich hergestellt. Dieses Mikrophon wurde in Amerika hergestellt. Diese Uhr wurde in der Schweiz hergestellt und diese Schuhe in Italien. Die Wolle dieser Robe stammt aus Britannien.
Meine Brüder, wir besitzen in unserem Leben gar nichts! Warum erhebt ihr eure Hände zum Gebet, um Gott um den Sieg des Islams und der Muslime zu bitten? Sieg, über wen genau? Über wen? Warum solltet ihr siegreich sein?
Gott spricht über böse Taten aus Unwissenheit? 30% der Muslime können weder lesen noch schreiben! Wir können nicht auf eine einzige Universität stolz sein, die Köpfe hervorbringen würde, die die Welt voranbringen. Wir sind eine Gemeinschaft, die nicht liest und schreibt!
Heute ist der erste Tag des neuen Jahres! Bei allem Respekt, hat jemand hier im letzten Jahr ein einziges Buch gelesen? Wir lesen nicht und wir lehren auch unsere Frauen nicht zu lesen. Unsere Söhne lesen auch nicht. Im Durchschnitt liest ein Araber 0,79 Bücher pro Jahr, ein Dreiviertel eines Buches, während sie in Japan in zwei Jahren 80 Bücher lesen. Wie können wir also erwarten wie die Japaner zu sein?“
„Wie kann ich erwarten, wie die Amerikaner zu sein, die gelernt haben zu lesen und ihr Leben sorgfältig zu planen? Wir leben doch unser Leben ohne System, je nach Impulsen und Gefühlen!
Ihr seid Amerikaner! Ich bin stolz, zu euch zu sprechen zu dürfen. Denn ihr lebt in einem Land, das auf der Basis von Erfahrung und der Ansammlung von Wissen begründet wurde. Hier werden sie durch jeden Menschen stärker, der das Land betritt. Jene, die New Jersey errichtet haben, kamen aus Jersey in Britannien, der Stadt der Kleidungsproduktion. Sie kamen hierher und bauten Jersey, und nebenan schufen sie York. Sie nannten sie New Jersey und New York!“
„Sie haben ihre Fabriken mitgebracht und dieses Land hieß sie willkommen. Zu den lokalen Ureinwohnern traten Engländer, Franzosen, Italiener, Polen und Deutsche. Sie haben diese wichtige Zivilisation erbaut, auf die wir stolz sind, weil die Menschheit von ihr profitiert!“
„Diese Zivilisation war auf Wissen und Wissenschaft begründet, und davon, von den Erfahrungen anderer zu lernen. Ich bin stolz, dass ihr, als Amerikaner, zu dieser Moschee gekommen seid, weil ich glaube, dass ihr eine Aufgabe zu erfüllen habt. Ihr solltet fähig sein, neue Hoffnung zu wecken, und als ein Vorbild zu wirken für eure Gemeinschaft, die weit entfernt schlummert.“
„Wenn die islamische Welt keine Doktoren der höchsten Professionalität hervorbringt, dann lebt die islamische Gemeinschaft in einem Zustand der kollektiven Sünde! Wenn die islamische Gemeinschaft selbst keine Raketen herstellen kann, lebt sie in einem Zustand der kollektiven Sünde. Wenn die islamische Gemeinschaft keine Hersteller von Mobiltelefonen hat, dann lebt sie in einem Zustand der kollektiven Sünde. Wir leben heute in kompletter Sünde, aber wir reden nicht darüber!“
„Dieses Land respektiert euch und euren Glauben! Praktiziert euren Glauben, aber seid auch aktive Staatsbürger! Spielt eine aktive Rolle in dieser Gesellschaft, seid für sie keine Last.“
„Wer sich nicht aktiv einbringe, habe dann auch kein Recht, „weinerlich“ über Beschimpfungen und Diskriminierungen zu klagen. „Ihr habt das Recht, Vollbürger zu sein, aber ihr müsst auch jene respektieren, die sich von euch in ihrer Religion, ihren politischen Anschauungen und Entscheidungen unterscheiden, da Staatsbürgerschaft ein Mosaik ist, das verschiedene Farben zusammenbringt.“
„Gott, schütze dieses Land, mit seinen Muslimen und Nichtmuslimen. Lass sie nicht Böses oder Feindschaft erfahren, oh Herr der Welten! Mache unsere Länder sicher, zusammen mit allen anderen Ländern, so dass wir vom Bösen nicht getroffen werden, oh Herr der Welten. Wir wünschen Böses nicht über uns und nicht über andere.“
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* Diese Ansprache hielt der tunesische Prediger Abdelfattah Mourou Anfang Januar 2016 in einer Moschee in New Jersey (USA). Er ist einer der Mitbegründer der islamischen Ennahda-Partei – der „Bewegung der Wiedergeburt“ – und 2014 zum Vizepräsidenten des tunesischen Parlaments gewählt worden.
Quelle: Die Zitaten wurden entnommen aus dem Buch „Islam in der Krise“ von Michael Blume, Patmos 2017.