Einige Bücher erzeugen einfach einen Aha-Effekt. Dazu zählt das Buch „Sind wir noch zu retten?“ vom Umweltmediziner Hans-Peter Hutter  und der Journalistin Judith Langasch (Kremayr & Scheriau Verlag). Dass wir begreifen können, unter welchen Umständen mit welchen Herausforderungen wir im Alltag leben, ist immens wichtig. Dazu brauchen wir verlässliche, wissenschaftlich fundierte Quellen.

Als ich das Buch las, gingen mir diese Gedanken durch den Kopf. Wenn das gesunde und glückliche Leben den Lebenssinn prägt, stellen die in diesem Buch zusammengetragenen Fakten wichtiges Hintergrundwissen dazu dar. Die Autoren haben sich intensiv damit auseinandergesetzt, was wir über Umwelteinflüsse und ihre Gesundheitsrisiken wissen sollten. Plastik, Pestizide, Metalle, Luftverschmutzung, Handy & Co., Lärm und Klimawandel sind einige Themenbereiche, mit denen wir im Alltagsleben direkt zu tun haben.

Diese Themen gehören ja in den Forschungs- und Aufgabenbereich der Umweltmedizin/Umwelthygiene. Das Buch bietet diesbezüglich zahlreiche Perspektiven, die uns zum Weiterdenken anregen und eventuell dazu führen, uns neue Verhaltensweisen anzueignen.

Kunststoffe bzw. Plastik, die „aus (halb-)synthetisch erzeugten Polymeren mit organischen Gruppen“ bestehen, sind Materialien, mit denen wir es oft zu tun haben. Rund 400 Millionen Tonnen Kunststoff werden weltweit pro Jahr produziert. Dass sie besonders über Fischverzehr und Nahrung in unseren Körper gelangen können, muss uns bewusst sein.

Wie verbreiten sich Pestizide in der Umwelt und wie gefährlich sind sie für unsere Gesundheit? Wo haben wir es mit Glyphosat, dem mittlerweile meistversprühten und bekanntesten Pestizid der Welt, zu tun? Wenn die WHO dieses Pestizid als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen einstuft, müssen wir Konsequenzen ziehen.

Was passiert, wenn sich die Hersteller auf das Geschäftsgeheimnis berufen und somit einiges vertuschen? „Es ist äußerst schwierig, so komplexe wissenschaftlichen Sachverhalte in der Öffentlichkeit darzustellen. Vor allem dann, wenn namhafte Institutionen einander widersprechen und Aussagen durch Spitzfindigkeiten relativieren,“ verdeutlichen die Autoren.

Auch die Auswirkungen der Alltagsbegleiter wie Aluminium, Quecksilber und Blei werden ausführlich dargestellt. Wie schädlich sind Blei im Wasser, Quecksilber in Fischen, Cadmium in Farben und Aluminium in Deos für unsere Gesundheit? Ist es uns bewusst, dass Aluminium unsere Umwelt und unser Leben zerstört sowie Blei zu einer Verminderung des Intelligenzquotienten führen kann?

Die Autoren beschäftigen sich des Weiteren mit den Auswirkungen der Luftverunreinigungen von Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon auf die Gesundheit. Was man dagegen tun kann, wird ausführlich beschrieben.

„Wer vom Auto zum Fahrrad wechselt, gewinnt statistisch gesehen im Mittel rund acht Monate an Lebenszeit.“ so die Autoren. Natürlich abhängig davon, wo man Fahrrad fährt. Wenn man weiß, dass man in einer Umgebung mit vielen schadstoffbeladenen Belastungen wohnt, sollte man sich darüber unbedingt Gedanken machen. Die ländlichen Gebiete sind daher sehr privilegiert, wenn es um die Gesundheit geht.

Auch die Ozon-Debatten sind noch nicht ganz vorbei. „Pro Jahr sind rund 21.000 vorzeitige Todesfälle in Europa auf die Ozonbelastung zurückzuführen.“

Die Tatsache, dass die gute Raumluft für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit entscheidend ist, wird ferner mit bemerkenswerten Beispielen belegt. Denn auch das haben wir zum Großteil selbst in der Hand. Hier haben die Raucher natürlich besonders schlechte Karten. Dass der größte Anteil der Hausstaubmilben sich im Bett befindet, ist ebenso ernst zu nehmen.

Elektromagnetische Felder stehen in letzter Zeit oft auf der Tagesordnung. Die Forscher beschäftigen sich eifrig mit der offenen Frage, ob sich durch Handynutzung das Krebsrisiko erhöht. Da der Prozess läuft, kann diese Frage nie mit Ja oder Nein beantwortet werden. Die möglichen Maßnahmen gegen die Gefahren solcher Produkte, die wir bis ins Schlafzimmer mitnehmen, werden von den Autoren wissenschaftlich begründet erläutert.

Nach dem Thema „Lärm“, das auch als eine akustische Umweltverschmutzung thematisiert wird, wird die Klimakrise als letztes Kapitel ausführlich behandelt. Der Klimawandel ist ja in aller Munde. So ein globales Problem kann man aber nur durch einen inneren und mentalen Wandel des Individuums lösen. Die Autoren stellen hierbei die individuelle Verantwortung in den Vordergrund.

Am Ende jedes Kapitels wird dementsprechend gefragt: Was tun? Und praktische Tipps für jede/n Einzelne/n werden aufgelistet, wo die Leser*innen sich selbst mit einem Alltags-Check bewerten kann.

Schließlich gibt es regionale, nationale, internationale oder sogar globale Zusammenhänge unter den behandelten Themen. Alle diese Faktoren wirken auf unsere Gesundheitszustände ein.

Das Buch erklärt also die Gesundheitsrisiken all dieser Themenbereiche, die keineswegs nur österreichische Verhältnisse beschreiben, sondern wohl auf alle Länder übertragbar sind. Die aufgeführten Erhebungen und Forschungsergebnisse wirken wie verlässliche und wissenschaftlich fundierte Quellen. Somit wird die Antwort der Frage „Sind wir noch zu retten?“ jedem Menschen selbst überlassen.

Muhammet Mertek

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