Trotz aller wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte ist es der Menschheit im 20. Jahrhundert leider nicht gelungen, das Problem des Terrorismus zu beseitigen. Der Terrorismus bleibt ein Faktor, der unser Leben bedroht.
Die herrschende Weltsicht der letzten Jahrhunderte ist mit ihrem Plan, durch die Verbannung der Religion aus dem öffentlichen Leben Frieden zu schaffen und Freundschaft zu stiften, offensichtlich gescheitert. Wenn wir uns die Welt von heute anschauen, dürfen wir durchaus behaupten, dass das humanistische Konzept, das religiöses Gedankengut und religiöse Moralvorstellungen zurückweist, nicht in der Lage war, seine Ziele zu verwirklichen.
Ideologien betrachten andere Menschen als Feinde und die Gedanken anderer Menschen als feindselig. Zbigniew Brzezinski, der nationale Sicherheitsberater des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter (1976-1980), hat folgende Tendenz ausgemacht: Im 19. Jahrhunderts gab es den Gläubigen, der auf einen Allmächtigen Schöpfer vertraute, einen Schöpfer, der die Macht besitzt, alles zu tun, was Er für richtig hält. Dieser Gläubige hat sich im 20. Jahrhundert in einen säkularen Fanatiker verwandelt, der glaubt, unsere Welt in ein Paradies verwandeln zu können, und gewillt ist, Menschheit und Natur seinen Zielen zu opfern. Totalitäre Autoritätspersonen haben nur allzu oft versucht, Utopias zu gründen, die die Realität und alle Bereiche des menschlichen Lebens kontrollieren. Ihre Bemühungen erstreckten sich, ausgehend von einem einzigen Zentrum, auf öffentliche Organisationen ebenso wie auf die Glaubensgrundsätze einzelner Individuen, auf die höchste ebenso wie auf die niedrigste Ebene.1
Diese Gedanken verdeutlichen vielleicht, dass der Hass und die Feindseligkeit, denen wir heute allerorten begegnen, in den zeitgenössischen menschlichen Werten und in der Definition der Konzepte des Ichs und der Außenwelt wurzeln. Wenn wir diese Definition nicht verändern, wird es wohl nichts mit dem so sehnsüchtig erwarteten Frieden auf Erden.
In allen Ländern, in denen Feindseligkeit und Hass zu Konflikt und Krieg geführt haben, sticht ein Faktor hervor: Überall dort kontrollierte und beherrschte irgendwann einmal eine fortschrittliche Nation eine schwache und unterentwickelte Nation. Dann zog sich die fortschrittliche Nation zurück und hinterließ – wenn überhaupt – eine primitive landwirtschaftliche Infrastruktur. In der Folge tat sie rein gar nichts, um der schwachen Nation dabei zu helfen, sich eine eigene Lebensform aufzubauen und sich zu industrialisieren.2Abgesehen davon führten die fortschrittlichen Länder unter den von ihnen kolonisierten Völkern auch anthropologische und soziologische Studien durch, in denen rassische, religiöse und Stammesunterschiede besonders betont wurden. Diese Unterschiede führten später zu schweren ethnischen und religiösen Konflikten.
Die Tatsache, dass viele Theorien zum Thema ‚Neue Weltordnung‘, die nach dem Kalten Krieg erarbeitet wurden, auf der These vom Zusammenprall der Kulturen basieren, vermittelt uns einen Eindruck davon, wie die Konflikte der Zukunft wohl aussehen werden.3
Wenn uns wirklich an Dialog und Frieden in der Welt gelegen ist, wenn wir Kriege, die von Unterschieden, Hass und Feindseligkeit geschürt werden und in denen unterschiedliche Rassen, Hautfarben und Sprachen eine entscheidende Rolle spielen, verhindern bzw. beenden wollen, dann sollten wir eine gemeinsame Identität herausstellen, die auf universellen Werten und Prinzipien basiert. Eine solche Identität könnte z.B. lauten: Wir alle wurden von dem gleichen Schöpfer erschaffen. Wir alle sind Kinder Adams und Evas und deshalb Brüder und Schwestern. Gott hat die Welt für alle lebenden Geschöpfe erschaffen.
Fußnoten:
1 Brzezinski, Zbigniew; Out of Control: Global Turmoil on the Eve of the Twenty-first Century; 1996
2 Gellner, Ernest; The Mighty Pen; Times Literature Supplement; Februar 1993, S. 19
3 Huntington, Samuel; The Clash of Civilizations?; 1993